Als Mitglied des Teams Monografien und Normdaten (MON), das die neu eintreffenden Bücher katalogisiert, wartete ich gespannt auf den Moment, in dem wir wieder physisch zur Arbeit an die ETH gehen konnten. Im Juni gehörte ich dann auch zu den ersten, die vor Ort sein durften. Es fühlte sich schon etwas komisch an, nach so langer Zeit wieder die Bibliothek zu betreten. Es hatte fast schon etwas Surreales: nach Wochen der Arbeit an einem nicht ideal eingerichteten Arbeitsplatz (mit einem Laptop am Esstisch) hatte ich plötzlich wieder meinen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz und zwei schöne, grosse Bildschirme. Und obwohl das Gebäude gespenstisch ruhig war, in der Bibliothek herrschte Leben, es gab noch weitere Zurückgekehrte. Die Freude war denn auch gross, die Arbeitskollegeninnen und -kollegen wieder zu sehen, sich auszutauschen und physisch miteinander Pause machen zu können.
Neue Routine je nach Arbeitsort
Das wieder physisch vor Ort Arbeiten brachte nicht nur die Umstellung des Ortswechsels mit sich. Aus Sicherheitsgründen können wir nicht jeden Tag in der Bibliothek arbeiten, egal wie viele Bücher auf uns warten. Denn es kann ja nur eine Person im Zweierbüro sitzen und die anderen Teamkollegeninnen und -kollegen wollen auch wieder vor Ort arbeiten. Deshalb begann ab Juni ein Jonglieren zwischen der Arbeit an der ETH-Bibliothek und der Arbeit zu Hause. Plötzlich hiess es wieder, an zwei Tagen der Woche früher aufstehen. Daran denken, Schlüssel, Mitarbeiterkarte und Maske einzupacken. Allenfalls am Vortag zu prüfen, was auf dem Menüplan der Hauptmensa (ebenfalls seit Juni wieder offen) stand um zu entscheiden, ob ich dort essen oder doch etwas von zu Hause mitnehmen möchte. Ich stellte mir auch die Frage: Wie komme ich zur Arbeit? Plötzlich wurde das Velo als Transportmittel betrachtet, auch wenn der Arbeitsweg dann etwas länger und anstrengender ist. Und wie kann ich meinen so schön zurecht gelegten Sportplan anpassen, damit wieder alles Platz hat?
Backlog als Resultat der Zeit im Homeoffice
In unserem Team war auch die Spannung hoch, wie viele Bücher im Backlog auf uns warteten. Denn die Bücherlieferungen wurden trotz Homeoffice fortgeführt und vom Team Schlussbearbeitung und Transporte (SUT) in unseren Backlogregalen aufgestellt. Ja, der Backlog war recht gewachsen und musste auf zusätzliche Regale erweitert werden. Der erste Blick war aber nicht ganz so schlimm – bis die Postlieferung einen ganzen Postwagen voll mit Paketen brachte. Etwas, das in den nachfolgenden Wochen mehr als einmal geschah. Eines war klar: So schnell geht uns die Arbeit nicht aus!
Fazit: Arbeiten in zwei Welten
Auch nach einem Monat zurück vor Ort bin ich immer noch am Jonglieren und es ist jedes Mal eine kurze Umstellung am Morgen, wenn ich den PC am Arbeitsplatz hochfahre. Obwohl ich unterdessen zu Hause gut eingerichtet bin, ist es doch nicht dasselbe, wie vor Ort zu arbeiten. Und natürlich ist auch die Arbeit nicht die gleiche. Es ist ein bisschen, als würde man zwischen zwei Welten hin und her pendeln.