Am 17. April wurde wieder genetzwerkt – und zwar ETH-übergreifend! Das Motto des diesjährigen Vernetzungsanlasses «Learn & Talk» lautete «Gute wissenschaftliche Praxis im Umgang mit Informationen». 24 Personen aus der ETH-Bibliothek, der Unit for Teaching and Learning (UTL, ehemals LET), dem Netzwerk Lehrspezialistinnen und -spezialisten sowie weitere Kolleginnen und Kollegen aus dem Rektorat und der Doktoratsadministration diskutierten darüber, welche Relevanz Integrität und gute wissenschaftliche Praxis in der Forschung haben und wie diese Thematik auch in der Lehre vermittelt werden kann.
Dass Integrität und gute wissenschaftliche Praxis wichtiger werden, zeigte Ulrike Lohmann in ihrem Impulsvortrag mit dem Titel «Was bedeutet gute wissenschaftliche Praxis aus Professorinnensicht?» auf. Die Hochschule hat darauf bereits reagiert, indem Doktorierende einen ECTS-Punkt erhalten, wenn sie eine obligatorische Veranstaltung zum Thema «Ethik und wissenschaftliche Integrität» besuchen. Als Professorin am Institut für Atmosphäre und Klima im Departement USYS sowie Prorektorin Doktorat, betonte sie, dass die Plagiatsprävention aufgrund von KI eine verstärkte Herausforderung darstellt.
KI-Tools als Game Changer
Die Nutzung von KI-Tools hat sowohl rechtlichen Aspekten als auch der Vermittlung von Informationskompetenz (IK) neuen Schub verliehen. Dies widerspiegelte sich in den Themen, die die Teilnehmenden in zwei Barcamps zur Diskussion stellten: Welchen Stellenwert nimmt IK in Zeiten von Fake News und künstlicher Intelligenz ein? Welche Auswirkungen zeigen sich bei der Einhaltung von Urheber- und Nutzungsrechten? Wie lehren wir Studierende, den Output von KI-Tools zu prüfen und kritisch zu hinterfragen? Wie tragen KI-Tools zur Beschleunigung des Publikationsprozesses bei, und wie kann Druck aus dem System genommen werden?
Aus den Diskussionen lassen sich drei Schlussfolgerungen ziehen:
ETH-Angehörige sensibilisieren
Sowohl die ETH-Bibliothek als auch andere ETH-Einheiten müssen sich mit der Frage befassen, welche Informationskompetenzen sie Studierenden, Lehrenden und anderen in der Wissenschaft tätigen Personen vermitteln wollen und können. Wie kann Informationskompetenz in all ihren Facetten sichtbar gemacht werden?
Sensibilisiert werden sollte auch zu den Themen «Schattenbibliotheken» sowie “Predatory Publishers”. Schattenbibliotheken, wie SciHub spielen glücklicherweise dank breiter Lizenzverträge und der Fokussierung auf Open Access an der ETH Zürich kaum eine Rolle. Dennoch ist es sinnvoll ein Bewusstsein für die Mitverantwortung der Publizierenden dafür zu schaffen. Ebenso sollten «Predatory Publishers» ins akademische Bewusstsein rücken. Es handelt sich hierbei um ein ernstzunehmendes Phänomen innerhalb der Wissenschaftskommunikation mit dem Potenzial, sich negativ auf akademische Karrieren auszuwirken. Verlage mit der Motivation, das Wissenschaftssystem abzuschöpfen auf der einen und ein Wissenschaftssystem mit Publikationszwang auf der anderen Seite ergänzen sich auf unheilvolle Weise. E-Publishing (EPU) wird zukünftig vermehrt auf das Phänomen aufmerksam machen.
Curricula als Multiplikatoren nutzen
Mit dem Aufkommen und der breiten Nutzung von KI-Tools hat die Vermittlung der «klassischen» Kompetenzen für das wissenschaftliche Arbeiten sowie den Forschungs-, Recherche- und Schreibprozess nochmals eine neue Relevanz erfahren. Studierende können den Output von KI-Tools erst dann kritisch prüfen, wenn sie die «traditionellen» Instrumente kennen und beherrschen und folglich verschiedene Methoden vergleichen können. Hier bietet sich eine verstärkte Einbettung in die Curricula von Bachelor und Master sowie in die PhD-Kurse an.
Unterstützung durch die ETH
Die Auswirkungen von KI-Tools auf die Lehre an der Hochschule wird seit einiger Zeit heftig diskutiert, und Leitlinien, was die Nutzung und Deklaration von KI-Tools betrifft, werden aktuell erarbeitet. Einzelne Abteilungen werden dann die Bedeutung dieser Leitlinien in ihren eigenen Bereichen ausarbeiten können. Gleichzeitig bietet es sich an, dass verschiedene Einheiten (wie ETH-Bibliothek, die Unit for Teaching and Learning, die Akademischen Dienste oder der Rechtsdienst) enger zusammenarbeiten und gegenseitig von den jeweiligen Erfahrungen und Kompetenzen profitieren.
Was ist „Learn & Talk“?
«Learn & Talk» ist eine Netzwerkveranstaltung der ETH-Bibliothek, an der Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen ETH-Einheiten gemeinsam aktuelle und strategische Themen der Informationskompetenz diskutieren. Die Vielfalt der Teilnehmenden ermöglicht es, sowohl gemeinsame als auch unterschiedliche Perspektiven fruchtbar zu machen und neue Lösungen über Fächer und Organisationseinheiten hinweg zu entwickeln. Gleichzeitig bietet der Austausch den relevanten Akteuren innerhalb der Hochschule Einblick in die Expertise der ETH-Bibliothek.
Beatrice Krause (LER) initiierte und organisierte den Anlass, unterstützt von Christina Mathari (MAK) sowie den Lernenden Mathilda Falco und Rahel Steiner der ETH-Bibliothek. Die Moderation des Barcamps übernahmen Karin Brown (UTL) und Katrin Wolf (Lehrspezialistin im D-HEST).
Schreibe einen Kommentar